Es sei kein Personal da, heißt es. Es sei kein Geld da, heißt es. Und man fängt an, Verständnis dafür zu zeigen – und dann haut einem die Stadt die Sanierung der Carl-Wilhelm Straße um die Ohren.
Warum verschwendet man diese knappen Ressourcen an so unsinnige Projekte?
Die Verkehrsflächen in der Carl-Wilhelm Straße sind und waren komplett unsinnig aufgeteilt. Die Straße wurde nun aufwendig saniert, aber:
Wenn man eine komplett unsinnige Verkehrssituation saniert, bekommt man eine
sanierte komplett unsinnige Verkehrssituation!


Bei der Straße handelt es sich um eine Einbahnstraße, die für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben ist. Für PKWs gibt es Parkbuchten an der linken Straßenseite (in Fahrtrichtung der Pkws). Die Öffnung der Straße für Radfahrer in Gegenrichtung ist durch einen Radweg realisiert, der an der Beifahrerseite der Pkws entlangführt.
Aus Fahrrad-Perspektive sieht es so aus: Youtube Video (die Carl-Wilhelm Str. ist nach dem Rechtsabbiegen, ab min 0:32)
Unsinn Nr. 1: Die Parkbuchten sind z.T. (nachgemessene) 1,74m breit. Zur Einordnung: Der aktuelle VW Golf 8 hat eine Breite von 1,93m, gemessen von Reifen Außenkante links bis Spiegel Außenkante rechts. Selbst bei optimalem(!) Parken steht er also knapp 20cm auf dem Radweg. Und das ist nicht mal ein SUV!
Unsinn Nr. 2: Der normale Pkw in Krefeld dürfte ein Linkslenker sein. D.h. der Fahrer hat beim Ausparken fast keine Chance, einen Radfahrer zu sehen, der auf seiner Beifahrerseite entgegenkommt. Allenfalls vom Steuer eines SUVs, wenn das Auto davor ein flacher Sportwagen ist und der Radfahrer mind. 2m groß….
Normale Verkehrspolitik wäre gewesen, die Parkbuchten auf die rechte Fahrbahnseite zu verlegen, Unsinn Nr. 2 wäre behoben, Unsinn Nr. 1 hätte man bei der Gelegenheit auch beheben können, wäre aber zumindest für den Radweg kein Thema mehr, weil der sich ja dann auf der anderen, linken, Straßenseite befinden würde.
Mutige Verkehrspolitik wäre gewesen, auf die ca. 12 Parkplätze zu verzichten und eine „PBL – protected Bikelane“ einzurichten, einen baulich getrennten Radfahrstreifen.
Ganz mutige Verkehrspolitik wäre allerdings, eine echte „Promenade“ zu schaffen, die von Rathaus zum Theater verläuft. Eine Verlängerung der Situation auf der Carl-Wilhelm Str. im Abschnitt Von-der-Leyen-Platz bis zur Klosterstr., mit Gastronomie und ungefährdetem Aufenthalt für Fußgänger und Radfahrer – eine Aufwertung des ganzen Gebiets nördlich der St. Anton Str.. Falls auf der Friedrichstr. noch Pkw Verkehr erforderlich ist, könnte der ja durch Straßenschweller abgebremst werden.
Aber die Parkplätze!!!!!
Ja, Parkraum ist hart umkämpft und hat es ja auch geschafft, zum kommunalen Wahlkampfthema zu werden. An dieser Stelle mangelt es aber nicht an Angeboten. Es gibt dort folgende Parkhäuser (Entfernung ab Kamerastandpunkt):
- Forum, 185 Plätze, Entfernung 20m
- Mediothek, 72 Plätze, Entfernung 10m
- Theater, 580 Plätze, Entfernung 50m (z.Z. eingeschränkt wegen Sanierungsmaßnahmen)
- Königstraße, 435 Plätze, Entfernung 120m
Man hört, dass so ein Verfahren dann keine „Sanierung im Bestand“ sei, sondern eine „Neuplanung“ und dafür gilt das Verfahren/der Fachbereich/der Ausschuss xyz etc. … und überhaupt sei das dann alles ganz kompliziert.
Dies ist vielleicht ein grundsätzliches Missverständnis: Es mag verwaltungsorganisatorische Schwierigkeiten geben, verteilte Zuständigkeiten, etc.. Der Bürger, die Bürgerin, erwartet aber keine Begründung, warum etwas schlecht ist, sondern, dass und wann es besser wird.
Stadt und Verwaltung mag sich organisieren, wie es den Abläufen entsprechend optimal ist. Genau diese – von Stadt, Politik, Verwaltung geschaffene – Organisation dann aber als Argument heranzuziehen, dass Verbesserungen leider nicht einfach möglich seien, überzeugt nicht!
Und auch das zweite k.o.-Argument, Personal und Geldmangel zieht hier nicht, denn man ist ja tätig geworden – es wäre nur besser möglich gewesen.
Aber vielleicht kommt ja im Rahmen des Verwaltungsneubaus am jetzigen Seidenweberhaus ja die Idee mit der Promenade noch. Man kann die dann „Verwaltungs-Avenue“ nennen.