Neugestaltung der Philadelphiastraße

Am 21. März 2023 war es dann endlich soweit. Nach 23 Jahren Diskussion wurde die Umgestaltung der Philadelphiastraße politisch besprochen!
In diesem Tagen – 25 Jahre nach Beginn der politischen Diskussion – wurde der erste Abschnitt für den Verkehr freigegeben.

Ist damit jetzt alles gut?

Leider nein, jedenfalls aus Radfahrersicht! Dabei ließen Planung und politischer Beschluss Gutes erwarten:

„Es wird einen breiten Radfahrstreifen geben, der durch ein Radbord vom Autoverkehr getrennt wird.“

www.krefeld.de

Im ersten Plan von 2017 waren zunächst nur Schutzstreifen mit einer Breite von 1,50m vorgesehen. 2022 wurde der Plan grundlegend überarbeitet durch das Ingenieurbüro IPL CONSULT aus Köln. Statt Schutzstreifen waren nun Radfahrstreifen geplant mit einer Breite von 1,85m – der Regelbreite aus den „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA)“ von 2010(!), die auch für Krefeld bindend sind.

„Um den Anteil des Radverkehrs am Modal-Split zu erhöhen, sollten die Anlagen des Radverkehrs (damals als 1,50 m breiter, vom Kfz überfahrbarer Schutzstreifen geplant) attraktiver gestaltet werden. In der neuen Planung sieht der Straßenquerschnitt die An-
lage von Radfahrstreifen in einer Breite von 1,85 m vor

Beschlussvorlage (Plamos vom 21.03.2023)

In der Entwurfsplanung vom Dezember 2022 allerdings mit der Einschränkung, dass Teile des Weges auf 1,60m reduziert werden müssen:

„Auf der gesamten Länge der Philadelphiastraße zwischen den Knotenpunkten Bleichpfad und Schwertstraße werden Radfahrstreifen in einer Breite von 1,85m angeordnet. Nördlich des Knotenpunktes Rheinstraße/Uerdinger Straße, in Fahrtrichtung Süden, muss der Radfahrstreifen auf einer Länge von ca. 50 m auf eine Breite von 1,60 m reduziert werden.“

Entwurfsplanung vom Dezember 2022

Immerhin!
Die Einschränkung auf 1,60m hatte der ADFC damals zwar kritisch gesehen, letztlich aber akzeptiert.
Damit war der politische Auftrag an die Verwaltung eindeutig!
(Der gesamt Vorgang mit Bauzeichnungen findet sich hier).

Nun ist der nördliche Abschnitt freigegeben und den haben wir uns dann mal angesehen:

Die Bauausführung weicht so unglaublich vom Plan ab, dass sich viele sehr ernsthafte Fragen stellen.

Statt der mehrfach genannten Breite von 1,85m messen wir 1,65m
Statt der schon reduzierten 1,60m messen wir 1,40m!

Das heißt, man hat die „Kompromiss“-Breite von 1,60m nochmal um 20cm reduziert und liegt jetzt 45cm unter der Regelbreite aus der ERA!
Bei einem Neubau. Im Jahr 2025!

Und: Die Ausführung entspricht nicht dem politischen Beschluss und nicht dem Auftrag!

An anderer Stelle ist das Titelbild dieses Beitrags entstanden: Auch hier war eine Breite von 1,85m geplant! Herausgekommen sind 65cm (an der schmalsten Stelle).
Das ist etwa ein Drittel der Breite, die die ERA als Regelmaß ausweist und deutlich weniger als halb so breit wie beauftragt.

Soweit nur zwei Beispiele aus diesem sehr kurzen ersten Abschnitt der neuen Philadelphiastraße. Details und noch mehr Beispiele stehen in dieser Anlage.

Man fragt sich:

  • Wurde das so abgenommen, wenn ja, warum?
  • Hat es eine Bauaufsicht gegeben?
  • Aber vor allem. Bleibt das jetzt so? Wenn das das Ergebnis eines 25 Jahre dauernden Prozesses ist, dann ahnt man nichts Gutes.
  • Geht das jetzt im weiteren Verlauf der Philadelphiastraße so weiter, ist das das Krefelder Verständnis von Verkehrswende?
  • Was sagt eigentlich das Land NRW dazu, dass diese Maßnahme immerhin mit ein paar Mio. Euro gefördert hat?